Wie wir Empathie testen können

und was der Test über uns selbst aussagt

 

 

Wenn du ein bisschen im Internet nachschaust, was es für Empathie-Tests gibt und welche Maßstäbe angesetzt werden, dann werden wir uns in dieser Empathie-Schule sicherlich von diesen Testmöglichkeiten absetzen. MessinstrumentWir vertreten diesbezüglich eine "andere" Sichtweise.

Aus unserer Perspektive kann man Empathie nicht wirklich objektiv testen. Jeder scheinbar objektive Test wurde von einem Menschen entwickelt, der eine eigene Sichtweise und einen eigenen Maßstab mitbringt. Was dann getestet wird, ist, wie gut der Getestete den Maßstäben des Test-Entwicklers entspricht. Ob das aber "wirkliche Empathie" ist, wagen wir zu bezweifeln - vor allem, weil wir davon überzeugt sind, nicht wirklich wissen zu können, was "wirkliche Empathie" eigentlich ist. Und solange wir das nicht wissen, haben wir auch kein wirkliches Messinstrument dafür ...

 

 

Wie wir Empathie testen können

 

Wie sieht unser Empathie-Test bei NeuroSonanz aus?

 

Wir haben auf der Seite über die Begriffe bereits folgendes geschrieben:

 

(Wiederholung von der Seite "Begriffe":) In der Empathie-Schule NeuroSonanz setzen wir den Begriff "Empathie" als Sammelbegriff für alle Definitionen ein, die es bisher dafür gibt - auch wenn sie sich untereinander widersprechen sollten. Wir schließen also keine Empathie-Definition aus, sondern schauen immer, wie sie unter das gemeinsame Empathie-Dach passt.

Dadurch bekommt der Begriff "Empathie" eine Weite und Unbestimmtheit.

Das bedeutet: Wir müssen uns in jedem Moment, in dem wir Menschen miteinander den Begriff „Empathie“ verwenden, darüber abstimmen, was jeder Einzelne unter Empathie versteht.
Genau hier beginnt für uns die Praxis der Empathie: Wir Menschen werden uns bewusst, dass wir uns sprachlich voneinander unterscheiden, so dass wir erst einmal verstehen müssen, was wir selbst unter einem Begriff verstehen, als auch wie unser Gegenüber seine Sprache gerade verwendet. Wir beginnen also, nach Verständnis zu suchen. Verständnis für uns selbst und für unser Gegenüber.

Nicht das Finden oder Haben von Verständnis, sondern das intensive Streben danach ist für uns der Kernaspekt von Empathie. Das In-Frage-Stellen aller bisherigen Vorstellungen und das Streben nach einem noch stimmigeren Verständnis und Gefühl für sich und für den anderen. Die permanente innere Haltung des „Noch-nicht-angekommen-Seins“. Oder noch anders: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Suche nach dem, was im Jetzt „eigentlich“ passiert, ohne eine endgültige Antwort dafür zu erwarten.

Um über weitere Aspekte von Empathie kommunizieren zu können, konzentrieren wir uns unter diesem großen Empathie-Dach (= alle Definitionen, die es gibt) auf vier Empathie-Säulen und definieren sie wie folgt:
1. Selbst-Empathie
Das Streben danach, sich selbst immer besser verstehen und erspüren zu können, Freude am eigenen Denken und Fühlen, Kreativität.
2. Resonanz zum Umfeld
Das Streben danach, sein Einfühlungsvermögen in andere Wesen zu erhöhen ("Ich fühle, was du fühlst"), als auch seine Unterscheidungsfähigkeit zwischen eigenen und fremden Gefühlen zu verbessern, resonierende Empfindungen, Spiegelneurone etc. Das, was Prof. Dr. Tania Singer "Empathie" nennt, nennen wir "Resonanz".
3. Kognitive Empathie
Das Streben danach, sein Umfeld mit Verstand und Logik besser nachvollziehen zu können.
4. Prosoziales Verhalten (Mitgefühl, Achtsamkeit, Versöhnung)
Das Streben danach, sein eigenes Verhalten in jeder Gegenwart friedvoller zu gestalten, seinen Umgang mit sich und anderen mitfühlender, liebevoller, freundlicher, achtsamer und gewaltfrei werden zu lassen, prosoziales Handeln, das Sich-Kümmern um den anderen, mit dem man gerade mitfühlt, falls es unangenehme Resonanzgefühle sein sollten. (Wiederholung Ende)

 

Diese vier Punkte nennen wir unsere "Empathie-Säulen".

 

Welche Jury oder welcher Maßstab entscheidet bei diesen vier Empathie-Säulen, wie empathisch wir sind?

 

1. Selbst-Empathie

Wer entscheidet, ob ich Verständnis für mich selbst habe? Ob ich das stimmige Gespür für mich selbst habe?

 

Nur ich selbst. In diesem Fall brauche ich nur mich selbst zu fragen: Wie gut verstehe ich mich? Wie gut ist mein Gespür für mich selbst?

Die Antwort, die ich mir selbst gebe, ist dann das "Test-Ergebnis".

Ich bin so selbstempathisch, wie ich es selbst einstufe.

 

2. In Resonanz mit anderen Menschen "schwingen" - sich in andere einfühlen.

Wer entscheidet, wie gut ich mich gerade in einen anderen Menschen einfühlen kann? Wer ist hier die Jury, die klar sagen kann: "Gut eingefühlt!" ?

 

Nur der andere.

An dieser Stelle gibt es einige Menschen, die antworten würden, dass sie dies auch selbst entscheiden könnten, wie gut sie sich in einen anderen Menschen eingefühlt haben. Sie behaupten, klar erspüren zu können, wie es dem anderen geht, und auch noch genau zu wissen, dass ihr Gespür "stimmig" ist - selbst wenn das Gegenüber es nicht bestätigt.

Dies werten wir in dieser Empathie-Schule als anmaßende Grenzüberschreitung. Diesen subjektiven Maßstab unterstützen wir nicht. Wir sagen: Empathisch ist nur, wer beim Einfühlen in sein Gegenüber gleichzeitig auch sein Gegenüber als denjenigen anerkennt, der als Einziger beurteilen kann, ob man sich stimmig in ihn eingefühlt hat.

Beispiel: Fühlt sich Person A in Person B ein, dann ist A nur dann wirklich "empathisch", wenn Person A gleichzeitig die Person B als "Jury" dafür anerkennt, ob A sich stimmig eingefühlt hat. Wenn B dann zusätzlich bestätigt: "Ja, du hast dich stimmig eingefühlt - das, was du beschrieben hast, was du gerade fühlst, entspricht genau meinem Gefühl", dann ist das Einfühlungsvermögen in diesem Moment perfekt.

 

3. Verständnis für das Verhalten, Denken und Fühlen anderer Menschen bekommen.

Wer ist in dieser Empathie-Säule die Jury? Wer entscheidet, ob ich mein Gegenüber richtig verstanden habe?

 

Ebenfalls nur der andere.

Die Begründung ist die gleiche wie unter Punkt 2.

 

Auch wenn wir tatsächlich unser Gegenüber verstanden haben sollten, der andere dies aber leugnet, weil er durch Zugeben sein Gesicht verlieren würde oder sich peinlich berührt oder nackt ausgezogen oder durchschaut fühlt, dann können wir trotzdem niemals behaupten, dass wir den anderen stimmig verstanden hätten.

Wir brauchen für eine solche Behauptung immer erst die klare Bestätigung unseres Gegenübers. Ohne diese Bestätigung stellt die Aussage, wir hätten jemanden richtig verstanden, aus der Sicht von NeuroSonanz eine anmaßende Grenzüberschreitung dar.

 

4. Liebevoller, achtsamer, mitfühlender Umgang mit sich selbst und mit anderen.

Es ist klar, wer entscheidet, ob man sich selbst gegenüber liebevoll ist: Man selbst. (siehe: Selbst-Empathie)

Wer ist aber die Jury, die den Empathie-Test bewertet, ob man liebevoll, achtsam und mitfühlend mit seinem Gegenüber umgegangen ist?

 

Hier antworten wir wie folgt:

In diesem Fall müssen beide Parteien bewerten, ob man liebevoll, achtsam und mitfühlend war. Erst wenn beide Seiten sagen: "Ja, passt!", dann weiß man, dass man sich wirklich liebevoll, achtsam und mitfühlend verhalten hat. Dann ist der Empathie-Test bestanden.

Warum?

1. Da wir immer auch uns selbst beobachten und genau wissen, mit welcher positiven Absicht wir etwas tun, können wir natürlich selbst beurteilen, ob wir liebevoll, achtsam und mitfühlend waren.

2. Doch es könnte trotzdem sein, dass wir in Bezug auf unser Gegenüber nicht den für ihn richtigen Tonfall gefunden haben. Es könnte sein, dass der andere ein Problem mit Freundlichkeit hat. Möglicherweise kennt er es aus seiner Kindheit, dass seine Eltern immer besonders liebevoll, achtsam und mitfühlend schienen, bevor sie dann ihr Kind bestraft haben (weil das Kind in diesem liebevollen Rahmen sich geöffnet und die schmerzvolle Wahrheit zugegeben hat).

Aus der Sicht unseres Gegenübers war dann unser Verhalten nicht achtsam genug. In diesem Fall müssen wir gemeinsam mit unserem Gegenüber nach einem Verhalten suchen, das bei ihm dieses Trauma nicht triggert.

Erst wenn dieses Verhalten gefunden wurde und beide nun bestätigen: "Ja, jetzt war das Verhalten insgesamt für beide stimmig", dann ist bei dieser vierten Empathie-Säule der Empathie-Test bestanden.

 

 

Das Ziel, das wir in der Empathie-Schule NeuroSonanz unseren Studierenden anbieten, ist eine allmähliche Entwicklung, bei der die Studierenden im Alltag immer öfter von allen (Selbst-)Jurys ein "Ja, passt. Das war stimmig!" als Empathie-Bewertung erleben dürfen.

 

 

 

Was sagen Empathie-Testergebnisse über uns selbst aus?

 

Nichts.

 

Sie sagen nur etwas darüber aus, wie wir uns im Kontakt mit unserem Gegenüber "geeinigt" haben, was in diesem individuellen Fall empathisch ist und was nicht.

 

 

 

Spezielle Tests zu den Inhalten dieser Empathie-Schule

 

Wir veröffentlichen Schritt für Schritt die kompletten Inhalte der meisten Empathie-Vorträge auf dieser Website. Für diese Inhalte haben wir Tests entwickelt, mit denen der Internet-Leser sich selbst prüfen kann, ob und wie gut er die Inhalte verinnerlicht hat. Gleichzeitig kann man sich mit Hilfe dieser Tests auch in seinem Empathie-Wissen trainieren. Den direkten Zugang zu den Tests (= Quiz) findet man im Bereich der "Inhalte" (siehe Menü) - und dort dann in der "Übersicht".

 

 

 

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